Der Tod, das muss ein Wiener sein ... © www.lupisuma.com

 

 

 

Wien ohne Wiener. Nikolaus Habjan/Franui.

Liederabend.                  

Volkstheater Wien.

Die Stimme der Kritik für Bümpliz und die Welt, 2. Mai 2018.

 

 

Zu Beginn der Spielzeit noch "Nathan der Weise". Und jetzt, als "Uraufführung", ein Georg-Kreisler-Liederabend unter dem Titel "Wien ohne Wiener", mit dem selben Regisseur und den selben Schauspielern, und wieder mit Puppen. Es braucht keine besondere Hellsicht, um voraussagen zu können, welcher der beiden Klassiker stärker beklatscht werden wird: der universale oder der lokale. Bei Lessing war der Applaus respektvoll-konventionell. Bei Kreisler ist er bekenntnishaft-demonstrativ.

 

Auch wenn Welten liegen zwischen dem "dramatischen Gedicht" mit seiner überaus feingeschliffenen Sprache und Gedanklich­keit und dem augenzwinkernden Humor der Chansons, deren Schwärze längst verbleicht ist, weil spätere, schärfere Sezierer des goldenen Wiener Herzens regsam wurden wie Schwab, Bernhard oder Deix, so nimmt jetzt das lachfreudige, wohlgelaunte Publikum den Liederabend als eine folkloristische Veranstaltung entgegen, mit der Erinnerungen an die schöne Zeit wach werden, wo noch der gute Kaiser Bruno die Alpenrepublik regierte.

 

Zu 45-tourigen Singles gepresst, errangen Lieder wie "Der Tod, das muss ein Wiener sein, / genau wie die Liab a Französin" oder "Gehen wir Tauben vergiften im Park!" ungebrochenen Kultstatus, und dorthin reichen auch Regisseur Nikolaus Habjans Wurzeln: "Seit meiner Volksschulzeit begleitet mich Georg Kreisler. Meine Eltern waren totale Fans seiner schwarzhumorigen Lieder; 'Kreisler' lag ständig am Plattenspieler."

 

Wer aber nicht aus Österreich kommt sondern aus Bümpliz oder sonstwo aus der Welt, der stört sich an der Unverständlichkeit des Gesungenen. Schuld ist jedoch nicht der Dialekt, sondern die Abmischung der Mikrofonstimmen mit den Klängen der Musicbanda Franui; und die zu geringe Qualität der Lautsprecher. Die Einheimischen übersehen den Mangel, weil sie alle Liedzeilen mitsummen können. Der Auswärtige aber erfährt in erster Linie seine Nicht-Zugehörigkeit.

 

Uneinsichtig ist ihm auch, nach welchem Prinzip die 28 Nummern (22 Lieder, 6 Texte) angeordnet wurden. Verbindendes wird nicht gesprochen und auch nicht angedeutet. Es fehlt der Conférencier, den Georg Kreisler an seinen Liederabenden selber machte. So erklingt jetzt lauter Altbekanntes in Potpourri-Manier. Die Feder des Kritikers aber sträubt sich, für die Veranstaltung das Wort "Uraufführung" ohne Anführungs­zeichen zu schreiben.

Die Puppen ... 

... bringen Leben ... 

... in die Bude. 

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