"einer der meistbeachteten Kritiker im deutschsprachigen Raum"
Schweizer Fernsehen SRF (Juni 2019)
Die Spielzeit in Bern, Biel und Solothurn
Sturmhöhe oder Heathcliff Heathcliff! Fassung nach dem Roman von Emily Brontë.
Bühnen Bern.
Die Aufführung besteht aus zwei Stunden Jonglage mit Allusionen. Im Publikum sind einige in der Lage, die Anspielungen zu entziffern, weil sie wissen, aus welchem Kontext sie stammen und was sie aussagen. Die Uneingeweihten dagegen merken nur, dass das Vorgetragene als Zitat funktioniert und auf Zusammenhänge verweist, die sich ausserhalb von Spiel und Bühne befinden. Durch Allusions-Jonglage bringt die Inszenierung alles heute Relevante in Erscheinung: die Gender-, die Queer-, die Kolonialismus-, die Kapitalismus-, die Identitäts-, die Bewusstseins-, die Gesellschafts-, die Narrations- und die Kulturproblematik. Mit dieser Auffächerung in Aspekte kann die Aufführung keinen Bogen und keine Linie mehr haben. Die Darsteller zitieren noch Sätze, Emotionen, Gesten. Das Verkörpern, Vergegenwärtigen, Durchleben aber bleibt ihnen verwehrt. Im Publikum soll es einige geben, denen das gefällt. Lydia Zwahlen, Putzfrau aus Bümpliz, pflegte in solchen Fällen zu rufen: "Gib mir deine Augen!"
Nimm die Alpen weg. Ralph Tharayil. (UA)
Bühnen Bern.
Die Aufführung bewegt sich auf dem Grat zwischen Hermetik und Dadaismus. Wenn Hermetik: dann den Eingeweihten verständlich. Wenn Dadaismus: dann niemandem verständlich. Bei der Hermetik gibt es ein Dahinter, das den Gewöhnlichen verborgen ist. Beim Dadaismus gibt es kein Dahinter. Wer es trotzdem sucht, ist der Dumme. In beiden Fällen aber gilt: Nur so ins Theater latschen und meinen, es werde einem schon den Ärmel hineinziehen, geht nicht. Avantgarde à la bernoise definiert sich durch prononcierte Anspruchshaltung. "In der Anwendung von Kriterien liegt ein Hauptteil des Genusses." (Brecht) Im konkreten Fall lautet das Kriterium: Wer sich blöd vorkommt und langweilt, darf auf dem schmalen Grat zwischen Hermetik und Dadaismus erfahren, was Höhenschwindel ist. Und für ihn formuliert der Titel des Stücks das Gebet: "Nimm die Alpen weg!"
* Orlando. Virginia Woolf.
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** Le Nozze di Figaro. Wolfgang Amadeus Mozart.
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La Vie Parisienne. Jacques Offenbach.
Bühnen Bern. > lesen/hören
Spielpläne
Saison 23/24
in Bern, Biel
und Solothurn
Blick über die Grenze 23/24
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