Dimitri.

Clownnummern.

Gastspiel im Stadttheater Biel.

Bieler Tagblatt, 18. Dezember 1971.

 

 

 

Wie merkwürdig flach sind doch die Presseberichte, die Dimitri im Programmheft anführt, bringt man sie unmittelbar mit seinem Theater in Beziehung. Krampfhaft versuchen sie, die Fülle von Bildern zu umspannen, die Dimitri mit Leichtigkeit aneinanderreiht, sie versuchen, ihm auf die Finger zu schauen und werden dabei über die Grenzen des Beschreibbaren geführt. Den Wörtern ist es versagt, den eigentümlich versponnenen Verlauf seiner Nummern aufzuzeichnen, den rührenden Wechsel von Ausgelassenheit und Inbrunst, Schalk und Ernsthaftigkeit.

Von einer Beobachtung kann immerhin berichtet werden: Dimitri ist ein eigenwilliger Träumer, bei dem man nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ob er für die Leute da ist oder die Leute für ihn. Ebensoviel, wie die Leute auf ihn blicken, blickt er sie an, und dabei hat er ihnen etwas voraus, er ist es, der führt. Das weiss er, und mit einer Freude sondergleichen zieht er nun alles in sein Spiel, das vor nichts Halt macht. Im äusserst eigenartigen Lied am Ende "le clown est mort, il ne dira plus uiuiuiuiuuu..." umfasst sein Spiel plötzlich letzte Dinge, und hier beginnt man zu ahnen, warum uns das Spiel rührt, insbesondere ein so gekonntes wie das des Dimitri.

Dimitris Spiel ist leichtfüssig und schwermütig zugleich. In einem begrenzten Raum, der Bühne, wird so getan, als ob einer Die Stimme der Kritik für Bümpliz und die Welt an den Gegenständen scheiterte, und dann wird so getan, als ob er sie beherrschte. In einer begrenzten Welt wird so getan, als ob plötzlich alles "aufginge", und Ausdruck dieser Ordnung ist die Harmonie, der Wohlklang. Hier tut einer, als ob es Schönheit gäbe. Und wirklich existiert sie, im Moment, über den Moment jedoch nur in uns. So werden beide Teile, Publikum und Clown, zu Verschworenen des Moments, wissend, dass es jenseits des Spiels das gibt, was wir "Wirklichkeit" nennen, und aus diesem Wissen geniessen sie das Spiel mit noch mehr Hingabe, der "Wirklichkeit" zum Trotz.

Da merkt man, was Dimitri vom Kind unterscheidet; Dimitri übt für das Spiel, das Kind übt im Spiel. Für das Kind ist das Spiel Wirklichkeit, für den Clown bewusst gestaltete Künstlichkeit. Im Spiel des Kindes wird die Realität hergestellt, im Spiel des Clowns wird sie aufgehoben – lauter Unterschiede, die lediglich bestätigen, was Dimitris Zuschauer längst gemerkt haben, sein Spiel ist Kunst.

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