Hannes Wader.

Liederabend.

Gastspiel im Théâtre de Poche, Biel.

Bieler Tagblatt, 25. September 1971.

 

 

Es gibt im Theater wohl kaum etwas Intimeres als ein Sänger, der sich selbst mit der Gitarre begleitet, da kann er ganz leise werden, ganz hintergründig und ganz privat, er singt fürs Publikum und spielt gleichzeitig mit ihm, er kann es führen und verführen, er kann es sich selbst ertappen lassen. In Waders Liederabend kommt diese Intimität nicht zustande, seine Welt ist seltsam oberflächlich: Zu dem, was er erzählt, hat er Distanz, aber es ist keine ironische Distanz, die das eine mit dem andern in Beziehung bringt. Waders Optik ist, aller Nonchalance zum Trotz, fix, sie ergibt Gags, es fehlen aber die Dimensionen.

 

Seine Chansons berühren auch selten; sie sind nicht persönlich, subjektiv genug, um aufmerksam zu machen, sie sind auch nicht dicht und bunt genug, um zu überraschen, sie sind nicht neu und scharf genug, um zu treffen. Statt sich der Welt zu nähern und sich sofort wieder von ihr zu entfernen, schlägt sie Wader über einen Leisten, die Chansons wirken demzufolge abgestanden, klischiert, fast ein wenig brav und langweilig in ihrem Über-die-Dinge-Darüberhüpfen.

 

Es muss noch angeführt werden, dass sich die Leute, die gekommen haben, amüsiert haben, sie wussten, wo lachen, irgendwie hatte man sich mit Wader abgesprochen, man ging mit ihm von vornherein einig, offenbar ist das so, Wader hat den Dreh gefunden.

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