Der Geburtstag der Infantin / Eine florentinische Tragödie. Alexander Zemlinsky.

Kurzopern.

Armin Jordan, Christoph Zanussi. Theater Basel.

Radio DRS-1, Regionaljournal Basel, 7 vor 7, 16. Februar 1989.

 

 

Isch es nech o scho passiert, dass me nech mit ere Videokamera heimlich gfilmet het un dass dihr nächhär uf em Bildschirm heit müesse gseh, was dihr für nes Gsicht machet bim Rede? U wie heit dihr die Begegnig mit euch selber erlebt? Gället, dihr syt erchlüpft! Mi het doch gar nid gwüsst, dass me vo der Syte so wüest usgseht. U dass me bim Rede so unkontrolliert umefuchtlet mit de Händ – gruusig; gruusig, u das isch mi. I ha's nume bis jetz nid gwüsst.

 

Dihr gseht, es macht eim weh, sich selber z begegne, sogar, wenn me no so zum Durchschnitt ghört. Aber wie schlimm isch es de ersch für öpper, wo wirklich wüest isch, son es Buggeli het oder schüsch e verkrüpplete Gring? Wie cha dä no läbe, wenn er weiss, wien är usgseht?

 

I der Opere vom Alexander Zemlinsky "Der Geburtstag der Infantin" chunnt eso ne Zwerg zum erste Mal i sym Leben vor ne Spiegel, und won är sich dinne gseht, töt's ne. D Uffüehrig im Theater Basel isch e so dicht, dass me selber erchlüpft, wo der Vorhang vor em Spiegel abegheit u der Zwerg sys eigete Bild erkennt. Und mi erchlüpft de no nes zwöits Mal, wenn eim d Opere wie ne Spiegel laht la erkenne, wie brutal men isch, wenn me nume uf ds Üssere luegt u nid uf ds Herz.

 

Es grossartigs, es tiefgründigs Werk, voll adäquat darbotte vo de Sänger, vom Regisseur, vom Bühnebildner und vom Sinfonieorchester unter der Leitig vom Armin Jordan. U zur musikalische Leistig het my Kritikerkolleg vom "Journal de Genève" gseit: "C'est formidable"; es tönt besser als uf der CD, "c'est mieux que le disque".

 

(Musik)

 

Was dihr jetz ghöret, isch allerdings en Usschnitt us der CD. Dä Usschnitt widerleit d Befürchtige vo de Basler Abonnenten, wo ds Huus a der Premiere hei im Stich gla, us Angst, der Zemlinsky töni z modern. Es Missverständnis. Der Alexander Zemlinsky isch zwar der Lehrer u später der Schwager vom Arnold Schönberg gsy, aber er het d Entwicklig i d 12-Ton-Musik nid mitgmacht. Will aber d Schönbergschuel gäng stärker het der Ton aggäh, het me die, wo altmodisch komponiert hei, vergässe. Bis jetzt, wo me sich äbe afaht frage: Was isch eigentlich zrügg bliebe am Rand vo der Entwicklig? U mi merkt, dass das, wo zrügg blieben isch, ou sy Wärt het.

 

(Musik)

 

Die Entdeckig vo zwone Kurzopere, wo nach 67, resp. 72 y zum 1. Mal i der Schwyz sy uf ene Bühni cho, isch e grossen Erfolg für d Basler Theater, und sie sy so öppis wie ne späti Wiedergutmachig vom vergessenen Komponisten Alexander Zemlinsky. D Musik het der ganz Abe voll treit, und der Armin Jordan, wo für d Klangsubtilität vor französische Schuel es bsunders Gspüri het, dä het ou d Paritur zäme mit em Basler Sinfonie-Orchester zum Blüeje bracht; är weiss äbe genau, der Jordan, wie me öppis zum Klinge bringt. Uf der Inszenierigsebeni het der Regisseur Christoph Zanussi syner Chance nid i glychem Mass wahrgno. Är het i beidne Wärk zrügghaltend und diskret wölle blybe. Und ds einte Wärk, d Opere vom Zwerg, het de ou gwürkt mit däm Minimum a Regie, ds andere, die florentinischi Tragödie, isch flach bliebe, e chlei meh Schnuuf hätt ihm guet ta.

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