Der Apotheker. Joseph Haydn. / Le pauvre matelot. Darius Milhaud.

Jost Meier, Georges Delnon (Apotheker), Martin Markun (Matelot), Kony Müller. OGB Biel.

Radio DRS-2, Reflexe, 8. Februar 1988.

 

 

Grundsätlich muess me am Bieler Theater zu däm Operenabe gratuliere, bi aller Kritik, wo me im einzelne drann cha abringe. Endlich mal bsinnt sich Biel uf syni Stärkine u probiert nid, de grosse Bühnine nachezgyge. Und endlich mal bringt Biel Werk, wo me niene anders cha gseh und won es sich lohnt, derwäge extra härezfahre. Chunnt derzue, dass d Micky-Maus-Bühni vo Biel grad die ideale Dimensione het für die beide Opere. Me fingt hie die glychi Intimität wie uf der chlyne Provinzbühni vom Fürst Esterhazy z Eisenstadt, wo der Haydn derfür sy "Apotheker" komponiert het. Drum chunnt de z Biel ou die ganzi Wärmi vor Partitur übere, und musikalisch isch d Uffüehrig us eim Guss

 

(Musik, später Wort)

 

Der Komponist Jost Meier isch z Biel für die Uffüehrig wieder einisch a ds Dirigentenpult. Glych ideal wie für en "Apotheker" vom Haydn isch ds Stadttheater Biel für en "arm Matros" vom Darius Milhaud. Die Kurzopere, eigentlich e Klag i dreine Akte ("complainte en trois actes"), die Kurzopere verlangt nume vier Sänger und nume es Dotze Musiker. Im ene grosse Huus gäng also bi dere chlyne Bsetzig ihri Würkig verlore. Z Biel aber isch me so nach dranne, dass me nid cha uswyche, wenn d Frau ihre Ehemaa – der arm Matros äbe – ihr Nacht mit em Ysehammer erschlaht.

 

(Musik, später Wort)

 

Das isch nomal der Jost Meier gsy, wo ou der "arm Matros" dirigiert het, am ene Abe, wo me am Bieler Theater prinzipiell nume cha gratuliere derzu. Biel het nämlich dermit zrügg gfunde zu syre ureigetste Funktion als Sprungbrett für jungi Talent. Ja, stellet nech vor: D Uffüehrig vor Haydn- und Milhaud-Opere het für d Sänger sogar als Exame gulte. Sie hei dermit ihri Usbildig ar Musiktheaterwerkstatt vom Konsi Biel abgschlosse; und sie hei als Schlussbouquet unerhörti Bedingige gfunde: es etablierts Theater mit professionelle Yrichtige, es Bruefsorchester, d Ybettig vor Produktion i regulär Spielplan samt Abonnementenpublikum, und derzue e hochprofessionelle Dirgent, der Jost Meier, e nid minder routinierte Bühnebildner, der Kony Müller, de der Oberspielleiter vo Basel, der Martin Markun als Regisseur vor Milhaud-Opere, u der jung Schwyzer Georges Delnon als Regisseur vom Haydn. Das alles isch also für die junge Sänger ganz prima.

 

Umgekehrt sy d Verhältnis natürlich nid glych ideal. Will mir's mit junge Sänger z tüe hei, chöi mir nid voll usglichnigi Leistige verlange. Es sy ou nid alli glych begabt, und nid alli wärde mit der Premierennervosität glych guet fertig. Der Haydn isch dere Art vo Ensemble entgägecho. D Sänger hei hie ihri Spielfreud chönne zum Usdruck bringe. U wenn sie ihri schauspielerischi Erfahrig het im Stich gla, so het se derfür d Maske und ds Kostüm dür ds Öperli treit, u me het drum gar nid so druf gachtet, dass sie mängisch echley z styf u mängisch echley z tief gsunge hei.

 

Der Darius Milhaud dergänge isch e Klippe, wo Nachwuchsdarsteller nume ehrevoll drann chöi schytere, weil der Milhaud, wenn me ne mit voller Wucht wott chönne gäh, mindestens 20 Jahr Bruefspraxis verlangt. Für die Ballade mit ihrer lakonische Grusamkeit brucht's verfurcheti Charakterköpf u nid glatti Jünglingsgsichter. Es bruucht Sängerdarsteller, wo glehrt hei, i zwene Sätz e Figur härezstelle und so ne Präsenz uszstrahle, dass me nid nume der Musik amerkt, wenn öpper Neus uf d Bühni chunnt.

 

Im grosse Ganze also Bravo für d Initiative, wo Biel gwagt het, mit Milhaud du Haydn. Im Detail aber muess me hie und da es Aug zuedrücke, und mängisch ou es Ohr.

 

(Musik)

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